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Schulteranatomie

Als sich unsere menschlichen Vorfahren zu Zweibeinern entwickelten, wurde der Skapulohumeralkomplex entwickelt, um den spezifischen Anforderungen einer orthograden Haltung gerecht zu werden und die Prähension zu erleichtern. Die knöcherne Gelenkkongruenz, die für gewichtstragende Aktivitäten erforderlich ist, wurde in den oberen Extremitäten zugunsten der Weichteilstabilität geopfert, um eine größere Beweglichkeit des Schultergelenks zu ermöglichen.

Unser Schultergelenk bietet einen grösseren Bewegungsspielraum als jedes andere Gelenk im Körper und birgt somit gleichzeitig das größte Risiko für Instabilität.

Die Bewegungen der Schulter sind eine Synthese der Bewegungen an vier Gelenken:

Sternoklavikulargelenk, Akromioklavikulargelenk, Glenohumeralgelenk und Skapulothorakalgelenk

Glenohumeralgelenk

Das Glenohumeralgelenk (GH) wird durch den Humeruskopf und das Glenoid der Skapula gebildet. Ihre geometrische Beziehung ermöglicht einen bemerkenswerten Bewegungsumfang.

Das so genannte Scapulothorakalgelenk ist kein echtes Gelenk, sondern fungiert als integraler Bestandteil des Schulterkomplexes. Das Schulterblatt, das durch die axioappendikulären Muskeln mit der hinteren Seite der Brustwand verbunden ist, bildet den Ursprung der Rotatorenmanschette und des Deltamuskels. Der Trapezius setzt an seiner oberen Seite an.

Die Schulterkapsel ist groß und hat eine doppelt so große Oberfläche wie der Humeruskopf. Sie nimmt normalerweise etwa 28 bis 35 ml Flüssigkeit auf, wobei die Menge bei Frauen größer ist als bei Männern.

Die Kapsel ist von Synovium ausgekleidet und erstreckt sich vom Glenoidhals (oder gelegentlich vom Labrum) bis zum anatomischen Hals und zum proximalen Schaft des Humerus in unterschiedlichem Ausmaß, wobei die Kapsel häufig nach oben zum Processus coracoideus und zu beiden Seiten der Skapula (über die vordere und hintere Aussparung) reicht.

Die Gelenkkapsel verschmilzt mit Bandstrukturen, die an nahe gelegenen knöchernen Landmarken entspringen, und enthält in ihrer Substanz die glenohumeralen Bänder, einschließlich des inferioren glenohumeralen Komplexes. Alle diese Strukturen weisen große Unterschiede in Größe, Form, Dicke und Befestigung auf.

Auf allen Seiten der Schulterkapsel, mit Ausnahme des unteren Teils, wird die Kapsel durch die Sehnen der Rotatorenmanschettenmuskeln, d. h. des M. Supraspinatus, Infraspinatus, Teres minor und Subscapularis, verstärkt und gefestigt. Die Sehnen gehen über unterschiedliche Längen in die Kapsel über und sind im Durchschnitt etwa 2,5 cm lang. Am stärksten ausgeprägt ist der vordere Sehnenanteil des M. Subscapularis. Zusammen bilden sie die muskulotendinöse oder kapsulotendinöse Manschette.

Die glenohumeralen Bänder sind kollagene Verstärkungen der Schulterkapsel, die an der Aussenfläche nicht sichtbar sind. Sie lassen sich am besten in situ arthroskopisch ohne Dehnung durch Luft oder Kochsalzlösung beurteilen. Ihre Funktion hängt von ihrer kollagenen Integrität, ihren Befestigungsstellen und der Position des Arms ab.

Anatomie der Schulterkapsel auf eORIF

Akromioklavikulargelenk

Das Akromioklavikulargelenk (AC Gelenk) ist ein sphärisches Gelenk zwischen der lateralen Clavicula und dem Akromion, welches der Scapula entspringt.

Das AC- und SC-Gelenk bewirken einen grösseren Bewegungsumfang in der Schulter, speziell in der Abduktion und Rotation. Ausserdem ermöglichen die beiden Gelenke eine axiale Rotation der Clavicula, eine Elevation/Depression und eine Vorwärts-/Rückwärtsbewegung der gesamten Schulter.

Sternoklavikulargelenk

Das Sternoklavikulargelenk (SC-Gelenk) ist ein kugelförmiges Gelenk zwischen dem medialen Ende des Schlüsselbeins und sowohl dem Manubrium als auch dem ersten Rippenknorpel. Eine intraartikuläre Faserknorpelscheibe stabilisiert das Gelenk und verhindert eine mediale Verschiebung des Schlüsselbeins. Die Gelenkkapsel wird durch das vordere und hintere SC-Band verstärkt. Das SC ist im inferior-medialen Anteil (diskoklavikuläres Kompartiment) ein bewegliches und schlecht kongruentes Gelenk, dort treten Subluxationen auf und es entwickeln sich degenerative Veränderungen (Arthrosen). Im kranialen Anteil befindet sich ein stark vaskularisierter Bereich mit Faserknorpel. In diesem Bereich tritt die septische Arthritis am häufigsten auf.

Bursae & Recessus

In der Schulterregion sind mehrere Schleimbeutel vorhanden, und in der Schulterkapsel befinden sich zwischen den glenohumeralen Bändern eine Reihe von Recessus. Zwei Schleimbeutel sind von besonderer klinischer Bedeutung: Die Bursa subacromialis und die Bursa subscapularis. Obschon selten, kann ein weiterer Schleimbeutel zwischen dem Musculus infraspinatus und der Gelenkskapsel vorhanden sein. Andere synoviale Recessus befinden sich normalerweise im vorderen Teil der Kapsel. Anzahl, Größe und Lage dieser Aussparungen hängen von topografischen Variationen der glenohumeralen Bänder ab.

Es werden sechs gängige Varianten oder Typen von Recessus in der vorderen Kapsel beschrieben:

  • Typ 1: mit einer synovialen Aussparung oberhalb des mittleren glenohumeralen Bandes
  • Typ 2: mit einer synovialen Aussparung unterhalb des mittleren glenohumeralen Bandes
  • Typ 3: hat eine Aussparung oberhalb und eine unterhalb des mittleren glenohumeralen Bandes
  • Typ 4: hat eine große Aussparung oberhalb des Ligamentum inferior, wobei das mittlere Ligamentum glenohumeralis fehlt.
  • Typ 5: Das mittlere glenohumeralen Band manifestiert sich als zwei kleine Synovialfalten.
  • Typ 6: Es gibt keine synovialen Aussparungen, obwohl alle Bänder gut ausgeprägt sind.

Synovialrecessi auf ShoulderDoc

Unabhängig von der Anordnung, in der sie sich befinden, weisen die Recessus eine extreme Variabilität auf.

Innervation der Schulterregion

Die oberflächlichen und tiefen Strukturen der Schulter werden von einem Netz von Nervenfasern innerviert, die hauptsächlich von den Nervenwurzeln C5, C6 und C7 stammen (die Wurzel C4 kann ebenfalls einen kleinen Beitrag leisten).

Die Innervation des Schultergelenks.

Die Innervation des Gelenks selbst folgt dem Hilton'schen Gesetz, das besagt, dass Nerven, die ein Gelenk kreuzen, Äste in das Gelenk abzweigen und dessen Innervation gewährleisten. Daher handelt es sich bei den Nerven, welche die Bänder, die Kapsel und die Synovialmembran der Schulter versorgen, um medulläre und nicht-medulläre Fasern der axillären, suprascapulären, subscapulären und musculocutanen Nerven. Gelegentlich leisten kleine Äste des posterioren Strangs des Plexus brachialis einen Beitrag.



Links:

Pubmed

UpToDate

Images

Shoulder Anatomy Animated Tutorial

Shoulder Joint - Glenohumeral Joint - 3D Anatomy Tutorial

WebMD's Shoulder Anatomy

Medscape

TeachMeAnatomy

MurdochOrthopaedic

Cross sectional Anatomy

Gross Anatomy of the Shoulder