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Schulterinfo.ch - Myofascial Pain Syndrome

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Zusammenfassung

Das myofasziale Schmerzsyndrom (MPS) ist eine schmerzhafte Erkrankung der Weichteile, bei der die Beschwerden von Triggerpunkten, Muskeln, Sehnen oder Faszien ausgehen.

Über den Pathomechanismus ist wenig bekannt. Es wurde jedoch über lokale Störungen des Blutflusses und des biochemischen Milieus berichtet.

Die Patienten beschreiben einen tiefen, fokalen Schmerz, der in verschiedene Stellen des Körpers ausstrahlen kann.

Obwohl Robert D. Gerwin Kriterien zur Identifizierung von MTrPs definiert hat, gibt es keinen spezifischen Test, der die Diagnose bestätigen könnte. Vielmehr ist es eine Kombination dieser Kriterien und das Fehlen anderer Anhaltspunkte, die zur richtigen Diagnose führen.

MPS wird mit Physiotherapie behandelt. Den Patienten wird geraten, schwache Muskelgruppen zu stärken und vor allem die betroffenen Bereiche zu dehnen. Darüber hinaus gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten: Massagetherapie, Dry-Needling, Neuraltherapie, Akupunktur und Verabreichung von NSAR oder Muskelrelaxantien.

Allgemeines


Definition

Das myofasziale Schmerzsyndrom (MPS) ist eine Pathologie der Weichteile. Die zugrundeliegende Ursache sind myofasziale Triggerpunkte (MTrP), die sich als kleine, lokalisierte Muskelkontraktionsbereiche mit deutlicher Empfindlichkeit erklären lassen. Man kann zudem einen erhöhten Muskeltonus, schmerzhafte Sehnen oder Faszien finden.

Die Merkmale der MTrP sind klar definiert. Sie befinden sich immer auf einem hart-gespannten Muskelband, sind bei der Palpation immer schmerzempfindlich und leiten Schmerzen an entfernte Stellen des Körpers weiter, was zu einer zentralen Sensibilisierung und damit zu einer Senkung der Schmerzschwelle führt. Außerdem ziehen sie sich bei mechanischer Stimulation deutlich zusammen (local twitch response) und führen zu einer Einschränkung des Bewegunsumfangs beim Versuch, den betroffenen Muskel zu dehnen [1].

Ätiologie

Bis heute ist der genaue pathologische Mechanismus unklar. Im Ultraschall imponieren Triggerpunkte als hypoechoische Regionen mit vergleichsweise geringem Blutfluss [4]. Messungen der extrazellulären Flüssigkeit um MTrPs haben einen Abfall des pH-Wertes auf 4 bis 5, sowie eine hohe Konzentration von entzündlichen Zytokinen und Neurotransmittern gezeigt [4]. Diese visuellen, vaskulären und biochemischen Veränderungen sind einzigartig für Triggerpunkte. Ausserdem werden sie durch das sympathische Nervensystem reguliert, was sie anfällig für Zustände mit aktiviertem Sympathikus wie z.B. Stresssituationen macht [4]. Es wurden mehrere prädisponierende Faktoren wie mechanischer und metabolischer Stress ermittelt. Daten unterstützen jedoch nicht vollumfänglich einen Kausalzusammenhang.

  • Mechanische Belastung
    • Anomalien der Körperhaltung
      • Skoliose
      • Beinlängenungleichheit
    • Spondylose
    • Nervenkompression
    • Arthrose
    • Hypermobilität
    • Schlechte Körperhaltung
      • Arbeitsbedingt
      • Repetitive Bewegungen
  • Metabolischer Stress
    • Hypometabolische Zustände
    • Eisenmangel
    • Vitamin D- und B12-Mangel
    • Infektionskrankheiten
  • Psychologischer Stress (Yellow Flags, Blue Flags)
    • Ängste

Epidemiologie

Schätzungen der Lebenszeitprävalenz von myofaszialen Schmerzen liegen bei etwa 85% [4]. Im Gegensatz zu vielen anderen Schmerzerkrankungen sind Männer genauso häufig betroffen wie Frauen [3]. Da es sich nicht um ein relevantes Thema der Forschung handelt, gibt es nur unzureichende Daten über das schulterspezifische myofasziale Schmerzsyndrom.

Klinik


Patienten, die an MPS leiden, verspüren tiefe und dumpfe Schmerzen, die in andere Stellen des Körpers ausstrahlen können. Triggerpunkte können entweder latent oder aktiv sein. Bei aktiven Triggerpunkten treten die Schmerzen spontan auf, im Gegensatz zu latenten Triggerpunkten, bei denen die Schmerzen nur bei der Palpation spürbar sind [4]. Darüber hinaus können Symptome einer autonomen Dysfunktion wie Diaphorese, Erröten, pilomotorische Aktivität oder Temperaturveränderungen des betroffenen Bereichs auftreten. Bei einem chronischen Krankheitsverlauf können auch eine verminderte Arbeitstoleranz, Schwäche und Schlafstörungen auftreten [3]. Das Konzept des ausstrahlenden Schmerzes ist immer zu berücksichtigen. Triggerpunkte im Schultergürtel leiten Schmerzen in die Nackenregion, die Schulter oder in den Arm weiter. Sie können bestimmte Schmerzsyndrome wie Nervenkompressionen, Fibromyalgie, verschiedene Arten von Kopfschmerzen, Schultersteife als Variante von CRPS oder Schmerzen im unteren Rückenbereich nachahmen oder verursachen [4].

Diagnose


Anamnese

Die Anamnese sollte die verschiedenen Aspekte des MPS enthalten, wie z. B.:

  • Auftreten der Schmerzen
    • Chronisch oder akut
  • Ausstrahlung des Schmerzes
    • Hilft bei der Unterscheidung zwischen den betroffenen Muskeln
  • Qualität des Schmerzes
  • Anamnese der prädisponierenden Faktoren

Krankheitsspezifische Diagnose

In einer 2014 von Dr. Robert D. Gerwin veröffentlichten Arbeit werden acht verschiedene Merkmale von MTrP definiert, die im Folgenden vorgestellt werden:

Merkmale des myofaszialen Triggerpunkts [1]: die ersten 3 sind für die Diagnose unerlässlich; die letzten 5 sind nicht erforderlich, um eine Diagnose zu stellen

  1. Hart-gespanntes Band innerhalb des Muskels
  2. Ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit an einem Punkt des gespannten Bandes
  3. Reproduktion der Schmerzen des Patienten
  4. Local twitch response
  5. Ausstrahlender Schmerz
  6. Schwäche
  7. Eingeschränkter Bewegungsumfang
  8. Autonome Zeichen (Hautwärme, Piloerektion)

Gerwin konstruierte auch eine Anleitung, die die Identifizierung von Triggerpunkten erleichtern soll:

Verfahren zur Identifizierung von Triggerpunkten [1]:

  1. Anamnese und Schmerzdiagramm: In der Anamnese werden die vom Schmerz betroffenen Bereiche identifiziert
  2. Untersuchung der Muskeln, deren Triggerpunkte den Schmerz auf die betroffenen Bereiche übertragen können
  3. Abtasten des Muskels auf straffe Bänder, entweder durch flache Palpation oder durch Zangenpalpation
  4. Bewegen Sie die Finger entlang des straffen Bandes, um die härteste und empfindlichste Stelle (den Triggerpunkt) zu finden.
  5. Drücken Sie den Triggerpunkt manuell zusammen und fragen Sie (1) ob die Stelle empfindlich oder schmerzhaft ist und wenn ja, (2) ob der Schmerz dem üblichen Schmerz des Patienten ähnelt.
  6. Drücken Sie den Triggerpunkt 5-10 Sekunden lang und fragen Sie dann, ob Schmerzen oder eine Empfindung abseits des Triggerpunktes vorhanden sind (Ausstrahlungsschmerz)

Betroffene Muskeln, die Schmerzen auf die Schulter übertragen können, sind:

  • M. Trapezius
  • M. Supraspinatus
  • M. Infraspinatus
  • M. Levator scapulae
  • M. Hinterer Serratus superior
  • M. Rhomboideus
  • M. Subscapularis
  • M. Teres major und minor
  • M. Latissimus dorsi
  • M. Deltoideus
  • M. Pectoralis major und minor

Es ist zu beachten, dass das MPS nicht allein durch eine Untersuchung diagnostiziert werden kann. Es gibt eine Reihe anderer Erkrankungen, die Schmerzen aufgrund von MTrP und umgekehrt imitieren können und daher bei der Differentialdiagnose ausgeschlossen werden sollten. Eine Wurzelkompression oder andere neurologische Pathologien sollten angesprochen und untersucht werden. Mit Hilfe von Labortests sollten Stoffwechselstörungen ausgeschlossen werden, die, falls vorhanden, den Schwerpunkt der Behandlung bilden sollten [3].

Differentialdiagnose

  • Arthrose
  • Polymyositis, Dermatomyositis
  • Fibromyalgie
  • Polymyalgia rheumatica
  • Radikulopathie
  • Entrapment-Neuropathie
  • Metabolische Myopathie
  • Diskogene Störungen
  • Frozen Shoulder

Therapie


Für die Behandlung des myofaszialen Schmerzsyndroms gibt es verschiedene Ansätze. Die Inaktivierung aktiver und latenter Triggerpunkte hat oberste Priorität. Um eine Inaktivierung zu erreichen und damit die zentrale Sensibilisierung zu verringern, haben sich sowohl manuelle als auch invasive Verfahren bewährt. Sowohl Dry-Needling als auch die Injektion von Lokalanästhetika sind wirksame Instrumente zur Inaktivierung von MTrPs. Zusätzlich sollte die Vermeidung prädisponierender Faktoren in Betracht gezogen werden. Es hat sich gezeigt, dass Physiotherapie, die sich auf die Stärkung schwacher Muskelgruppen, die Korrektur der Körperhaltung und vor allem die Dehnung der betroffenen Bereiche konzentriert, die Häufigkeit des Auftretens von MTrPs verringert [3]. Darüber hinaus sollten psychische Belastungen und die Ergonomie des Arbeitsplatzes die nicht-pharmakologische Behandlung ergänzen.

Die pharmakologische Behandlung hingegen reicht von NSAR und Muskelrelaxantien bis hin zu Benzodiazepinen (die möglichst nicht oder nur kurzzeitig eingesetzt werden sollten), selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und sogar Lidocain-Pflastern. Die pharmakologische Behandlung sollte für jeden Patienten individuell unter Berücksichtigung der damit verbundenen Symptome bewertet werden [3].

Prognose und Verlauf


Wenn die prädisponierenden Faktoren fortbestehen, ist es wahrscheinlich, dass sich die Triggerpunkte nach der Inaktivierung erneut bilden [4]. Eine kontinuierliche Inaktivierung kann jedoch zu einem Rückgang der zentralen Sensibilisierung führen, und die Patienten können langfristig davon profitieren [4].

Referenzen


1. Gerwin, Robert D. 2014. "Diagnosis Of Myofascial Pain Syndrome". Physical Medicine And Rehabilitation Clinics Of North America 25 (2): 341-355. doi:10.1016/j.pmr.2014.01.011.

2. Bron, Carel, and Jan D. Dommerholt. 2012. "Etiology Of Myofascial Trigger Points". Current Pain And Headache Reports 16 (5): 439-444. doi:10.1007/s11916-012-0289-4.

3. Borg-Stein, Joanne, and Mary Alexis Iaccarino. 2014. "Myofascial Pain Syndrome Treatments". Physical Medicine And Rehabilitation Clinics Of North America 25 (2): 357-374. doi:10.1016/j.pmr.2014.01.012.

4. Gerwin, Robert. 2016. "Myofascial Trigger Point Pain Syndromes". Seminars In Neurology 36 (05): 469-473. doi:10.1055/s-0036-1586262.


Pubmed

UpToDate

Video

Web:

MayoClinic

WebMD

Physical Medicine and Rehabilitation - Medscape

More than just muscle pain - ChronicBodyPain MedicineNet