Back to A-Z


Osteonekrose (ON)

ON bezeichnet den Tod der zellulären Komponente des Knochens (Osteozyten) und des angrenzenden Knochenmarks als Resultat einer Ischämie. Obwohl die auslösenden Faktoren einer solchen Ischämie variieren, sind deren Endresultate klinisch nicht unterscheidbar.

  • Die Osteonekrose (ON) betrifft am häufigsten den Femurkopf.
  • Die wichtigsten Risikofaktoren für ON sind Einsatz von Glukokortikoiden (GK) und Alkoholmissbrauch.
  • Zur nichtoperativen Therapie für eine frühe Erkrankung gehören Druckentlastung, Biphosphonate, Statine und Antikoagulantien.
  • Zur operativen Therapie gehören die zentrale Markraumdekompression ("core decompression") mit oder ohne Transplantation und der totale Gelenksersatz.


Knochen sind in Bereichen begrenzter vaskulärer Versorgung und beschränkter Kollateralkreisläufe am verletztlichsten; diese Bereiche sind typischerweise durch artikulären Knorpel bedeckt. Die am häufigsten betroffene Stelle ist der Femurkopf. Zu den Risikobereichen gehören: Femurkopf, Karpalknochen (Skaphoid, Lunatum), Humeruskopf, Talus, Femurkondylen, Navikular (Tarsus), proximale Tibia und Metatarsalien.

Mit Osteonekrose assoziierte Erkrankungen

  • Nichttraumatisch
    • Juvenil: Epiphyseolysis capitis femoris, Legg-Calvé-Perthes
    • Erwachsene: Kortikosteroid-Administration (Morbus Cushing), Alkoholmissbrauch, Sichelzellanämie, Hämoglobinopathien (Thalassämie, Hämoglobin-C-Krankheit), drucklose ON, Morbus Gaucher / Morbus Fabry, Radiotherapie/Chemotherapie, Morbus Cushing, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, hyperkoagulabler Zustand / Thrombophilie / disseminierte intravasale Gerinnung (DIG), Pankreatitis, Schwangerschaft, Einsatz von oralen Kontrazeptiva, systemischer Lupus erythematosus (SLE), primäres Antiphospholipid-Syndrom (PAPS), Organ-Transplantation, Fett-Embolie, Schweres akutes respiratorisches Syndrom (SARS), Tetrachlorkohlenstoff- oderBlei-Vergiftung, Tumorinfiltration des Knochenmarks, Arteriosklerose / vasookklusive Erkrankungen, Andere: HIV/HAART, Rauchen, idiopathisch
  • Traumatisch: Fraktur des Femurhalses, Dislokation oder Fraktur der Hüfte, Hüfttrauma ohne Fraktur oder Dislokation, Hüftchirurgie


Pathogenese der ON

Die ätiologische Faktoren leiten entweder direkt eine Hämostase ein oder triggern eine Kaskade, die zur Hämostase führt. Die histologischen Befunde zeigen, dass es bei den verschiedenen auslösenden Faktoren zum selben abschliessenden Schritt kommt: lokale intravaskuläre Koagulation und daraus resultiertende Gewebe-Ischämie. Als Endresultat sterben der poröse Knochen und das Knochenmark ab. Mit dem Absterben des subchondralen porösen Knochens kann es zum Kollaps der artikulären Oberfläche kommen, je nach Ausmass der Beteiligung.

Schmerzen, das frühste Symptom der ON, kann in den frühen Stadien der Beteiligung auftreten, bevor irgendwelche radiographische Veränderungen ausgemacht werden können. In einigen Individuen entwickeln sich die Symptome erst in den späten Stadien des Erkrankungsprozesses, wenn die Gelenkfläche kollabiert und sich sekundäre degenerative Veränderungen entwickeln. Wenn der Bereich des Infarkts so klein ist, dass kein Kollaps entsteht, kann es sogar sein, dass gar keine Symptome auftreten. In solchen Patienten zeigen Röntgenbilder sklerotische Bereiche, die als "Knochen-Inseln" oder "Knochen-Infarkte" bezeichnet werden.

Staging-System der University of Pennsylvania (Steinberg) für eine Osteonekrose des Femurkopfs

Stadium

Röntgenbefunde

MRI

0

Normal

Normal

I

Normal

Abnormal

II

Osteopenie, knochige Sklerose, zystische Veränderungen

Abnormal

III

Subchondral-Kollaps ("Halbmond-Zeichen") ohne Abflachung der Gelenkoberfläche

Abnormal

IV

Abflachung der Gelenkoberfläche ohne Verschmälerung des Gelenkspalts

Abnormal

V

Abflachung der Gelenkoberfläche mit einer Verschmälerung des Gelenkspalts und/oder acetabulärer Beteiligung

Abnormal

VI

Fortgeschrittene degenerative Veränderungen


Pubmed

UpToDate

Images


Video


Web:

NIAMS NIH

American College of Rheumatology

Rare Diseases (NORD)

Medscape

WebMD

Femurkopfnekrose - Ärzteblatt (German)